Arginin gegen Long Covid und Erschöpfung

Arginin kennen viele von Ihnen wahrscheinlich als Inhaltsstoff von Sangenor Ampullen oder verschiedensten Preworkout Präparaten. Außerdem haben wir schon mal darüber berichtet als „Ganzkörperviagra“ oder als Hilfsmittel gegen Long Covid und offene Blutgefäße.

Aus Arginin entsteht im Körper Stickoxid (NO) – und NO hat es einfach in sich:

  • Es reguliert die Gefäßgesundheit und damit das Risiko für Herzinfarkte und Co.
  • Es stellt die Gefäße weit und verbessert die Fließeigenschaften des Blutes, senkt somit den Blutdruck.
  • Es hemmt die Anlagerung von Immunzellen und Thrombozyten an die Gefäßwand („Teflonschicht“)
  • Es hemmt an sich die Thrombozyten-Aggregation und schützt dadurch vor Thromben.
  • NO fungiert als Antioxidans, das LDL vor Oxidation schützt.
  • Weil es die Gefäße weit stellt, wird es in der Medizin via Nitroglycerin nach wie vor als Herzmedikament eingesetzt.
  • Anwendung findet es als durchblutungsförderndes Mittel auch in Form von Viagra.
  • NO nutzt das Immunsystem als Waffe, um Pathogene abzutöten.
  • NO selbst stimuliert Immunzellen.
  • Mitochondrien brauchen NO, damit sie Kohlenhydrate und Fette verbrennen können.
  • NO stimuliert zusätzlich die Gesundheit der Mitochondrien und reguliert damit den Energiestoffwechsel.
  • NO gilt als Neurotransmitter.
  • Allgemein wirkt NO anti-entzündlich.

Diese Liste könnte man beinahe endlos fortsetzen.

NO (Stickstoffmonoxid) ist nicht irgendein Gas, es ist vielleicht eines der wichtigsten Signalmoleküle und Taktgeber im Körper, das großen Einfluss auf die Funktion des Herzkreislaufsystems, der Nieren, des Immunsystems und des Energiestoffwechsels hat.

Neben Arginin kann auch Sonnenstrahlung (die letzten Jahren etwas in Verruf geraten) die NO Werte im Körper erhöhen und genau deshalb soll eine intensivere UV-Strahlung bei Corona offenbar helfen:

  • Es wurde festgestellt, dass die UV-Strahlung eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 spielt.
  • Sonnenlicht kann SARS-CoV-2 in den Aerosolen, die beim Husten und Niesen entstehen, inaktivieren.
  • Die Sonneneinstrahlung kann Corona auf Oberflächen inaktivieren.
  • Es besteht ein interessanter Zusammenhang zwischen der Sonneneinstrahlung, dem Breitengrad und dem Vitamin-D-Status mit der Inzidenz (niedriger), den Todesfällen (weniger) und den Heilungsraten (schneller).

Vermutet wird, dass UV-Licht die Infektiosität durch Stärkung der menschlichen Immunität durch Erhöhung des Vitamin D- und Stickoxid (NO)-Spiegels oder durch Unterdrückung des Virus selbst abschwächt.

Im Sommer, also bei höherer UV-Exposition, setzen wir wesentlich mehr NO in unseren Gefäßen frei. Dieses NO wird vom Immunsystem direkt verwendet um sehr starke Oxidantien generieren zu können, die Bakterien und Viren einfach zerstören. Auch allgemein hat NO antivirale Wirkungen, z. B. durch Hemmung der Replikation einer Reihe von Viren in einem frühen Stadium und der Aktivierung von angeborenen Immunwegen für allgemeinere antivirale Funktionen.

Der Körper setzt konstant die Aminosäure Arginin zu NO um und hält damit in der Regel Gefäß-, Immun-, und Stoffwechselfunktion fit. Hier setzen aktuelle Studien zu Long Covid an. Denn hier hat man im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen, die nie mit Corona infiziert waren, einen entscheidenden Ansatzpunkt gefunden.

Ergebnisse legen nahe, dass der Arginin- und damit der NO-Stoffwechsel bei Long Covid-Patienten gestört ist. Und das lässt sich offenbar abfedern durch eine gezielte Gabe von Arginin und Vitamin C. Vielleicht interessant für Sie.

Ein NO-Abfall ist ein markantes Merkmal vieler Infektionen

Moderne Erkrankungen aber auch (langwierige) Infektionen haben nicht selten gemein, dass sie durch einen Arginin- und damit NO-Abfall gekennzeichnet sind. Das wiederum verschlechtert als Folge ganz akut die Gefäßgesundheit.

Wie auch bei Covid: Stichwort Mikrothromben. Die entstehen in den Gefäßen. Tatsächlich wurde bei Covid-Patienten in allen Krankheitsstadien Störungen des Arginin-Stoffwechsels beschrieben. Zum Beispiel dadurch, dass ein Arginin-abbauendes Enzyms namens Arginase hochreguliert wird. Passiert bei einer Coronainfektion. Sodass die Autoren schlussfolgern, dass „Arginase ein vielversprechender Marker für die Pathogenese der Krankheit sein und sich als wertvolles Diagnoseinstrument erweisen könnte“.

Ein Hochregulieren des Arginin-Abbaus via Arginase wurde bereits von vielen anderen, vor allem bakteriellen Infektionen beschrieben. So werde dieser gezielte Argininabbau von „intrazellulären Pathogenen wie Mycobacterium tuberculosis, Toxoplasma gondii und anderen ausgenutzt um der Immunreaktion zu entgehen.“

Arginin könnte eine Schlüsselrolle bei Covid spielen: Die NO-Bildung über Arginin hilft über verschiedene Wege, schwere Verläufe und Langzeitfolgen zu verhindern, während der Arginin-Abbau via Arginase u. a. zu Gefäß- und Immunfunktionsstörungen führt und damit einen ungünstigen Verlauf begünstigen könnte.

In einer Studie mit 80 Personen, die das Aminosäurenprofil untersuchte, konnte festgestellt werden, dass „die durchschnittlichen Plasmaarginin- und Argininbioverfügbarkeitsverhältnisse bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit COVID-19 im Vergleich zu den Kontrollen niedriger“ waren.

Tatsächlich scheint der Arginin-Stoffwechsel umso gestörter zu sein, je schwerer Menschen an Covid erkrankten. Marker des Arginin-Stoffwechsels konnten so auch die Sterblichkeit von Covid-Patienten im Krankenhaus voraussagen. Und offenbar kann so eine Covid-Infektion noch Monate danach niedrige Arginin-Spiegel begünstigen.

Im Labor stellte eine Argininsupplementierung die Vermehrungsfähigkeit von T-Zellen (Immunzellen) wieder her. Und die Kombination von Arginin und Vitamin C zeigte eine synergistische antivirale Wirkung auf SARS-CoV-2 durch Hemmung seiner Hauptprotease Mpro.

Grund genug für Forscher zu testen, inwieweit Arginin (plus Vitamin C) konkret helfen kann. Offenbar sind insbesondere italienische Wissenschaftler auf diese Aminosäure aufmerksam geworden, denn verschiedene Studien dazu kommen aus Italien.

So eine Goldstandard-Studie, veröffentlicht im renommierten Fachmagazin eClinicalMedicine (The Lancet), konnte z. B. zeigen, dass die Arginingabe zum Standardprotokoll der Coronabehandlung die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nahezu halbiert.

In einer landesweiten Befragungsstudie („LINCOLN-Survey“) in Italien mit knapp 1400 Long Covid Patienten wurde gezeigt, dass die Gabe von Arginin und Vitamin C „positive Auswirkungen hat, indem sie die typischen Symptome abschwächt und die Wahrnehmung von Anstrengung verbessert.“

Die Studie kam zum Schluss:

Eine Supplementierung mit Arginin und Vitamin C (Bioarginina C©) verbesserte die Gehleistung, die Muskelkraft, die Endothelfunktion und die Erschöpfung (Fatigue) bei Erwachsenen mit Long Covid.

Besonders bemerkenswert war hier die Besserung der so oft genannten Fatigue (Erschöpfung): Während nur noch zwei Long Covid Patienten der Arginin/Vitamin C Gruppe über Fatigue berichteten (8,7%), waren es in der Placebo-Gruppe immerhin noch 21 Menschen (80,1%).

Die sogenannte flussvermittelte Vasodilatation, ein Maß für die Gefäßfunktion und NO-Verfügbarkeit, verbesserte sich in der Arginin/Vitamin C Gruppe um 50% – es wirkt also offenbar. Sensationell, nicht wahr? Kaum auszudenken, wie vielen Menschen man mit so einer simplen Aminosäure helfen könnte.

In einer Folgestudie derselben Arbeitsgruppe verglichen die Forscher den Arginin-Stoffwechsel der Long Covid Patienten mit dem von gesunden Kontrollpersonen, die noch nicht mit Corona infiziert waren. Das Setting sah folgendes vor: Teilnehmer mit Long Covid wurden nach dem Zufallsprinzip für 28 Tage entweder mit L-Arginin plus Vitamin C (n = 23) oder mit Placebo (n = 23) behandelt. Die in Frage kommenden Teilnehmer erhielten nach dem Zufallsprinzip zweimal täglich eine orale Supplementierung mit entweder einer Kombination aus 1,66 g L-Arginin plus 500 mg liposomalem Vitamin C (Bioarginina C©) oder ein Placebo.

Die Probanden waren im Schnitt Ende 40 und normalgewichtig. Auch ansonsten zeigen die wenigen erfassten Blutwerte kaum Unterschiede zur gesunden Kontrollgruppe. Es gibt jedoch auffallende Unterschiede im Arginin-Stoffwechsel:

  • Der s. g. GABR-Wert war halbiert. Er zeigt die Arginin-Verfügbarkeit im Stoffwechsel an. Arginin ist also weit weniger verfügbar bei Long Covid.
  • Long Covid Patienten zeigen ein schlechtes Verhältnis von Arginin zu ADMA. ADMA hemmt die NO-Bildung aus Arginin.
  • Allgemein scheint der Arginin-Stoffwechsel in Richtung Arginin-Abbau statt in Arginin-Nutzung via NO-Bildung verschoben zu sein.

Das Fazit nach 28 Tagen der Arginin/C-Gabe (Bioarginina C©): Bei den Teilnehmern, die die aktive Intervention erhielten, verschoben sich sowohl die L-Arginin-Konzentrationen im Serum als auch L-Arginin/ADMA, ein Marker für die NO-Biosynthesekapazität, im Vergleich zu den Teilnehmern, die ein Placebo erhielten, deutlich in Richtung gesunder Referenzwerte.

Die Autoren schlussfolgern:

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Argininstoffwechsel bei COVID-19-Patienten verändert ist. Insbesondere niedrige zirkulierende Arginin-Spiegel und eine erhöhte Arginase-Aktivität wurden mit einer verminderten NO-Bioverfügbarkeit und einer immunologischen und vaskulären Dysfunktion bei akuter COVID-19 assoziiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ähnliche Störungen des Arginin-Stoffwechsels auch bei Erwachsenen mit Long Covid mehrere Monate nach der akuten Episode auftreten können.

Halten wir also fest: Offenbar induziert das Coronavirus eine Gefäßfunktionsstörung – war ja bereits bekannt – die sich auch und
gerade anhand einer Störung im Arginin- bzw. NO-Stoffwechsel beschreiben lässt. Zeitgleich kommt es dadurch wahrscheinlich auch zu Fehlfunktionen des Immunsystems. Grund: Niedrige Argininverfügbarkeit hemmt Immunzellen und entwaffnet sie, indem sie weniger NO bilden können, das vom Immunsystem eigentlich genutzt wird, um Pathogene, somit auch Corona abzutöten.

Dass Arginin z. B. die T-Zellfunktion reguliert ist nicht neu. 2016 konnte in einer Studie im renommierten Fachmagazin Cell gezeigt werden, dass eine Erhöhung des L-Arginin-Spiegels den Energiestoffwechsel der T-Zellen aktiver macht, und somit „die Bildung von Zellen mit Gedächtnis, die mit einer höheren Überlebenskapazität und – in einem Mausmodell – mit einer Anti-Tumor-Aktivität ausgestattet sind“ fördert. Somit erhöhe Arginin „metabolische Fitness und Überlebensfähigkeit von T-Zellen“.

Dass speziell NO gegen Corona hilft, ist nicht neu und wird mittlerweile seit Jahren diskutiert. Die meisten haben offenbar nur nicht auf dem Schirm, dass NO ja konstant endogen gebildet wird und dass es hier möglicherweise zu Störungen kommt.

Das Produkt das bei der Studie verwendet wurde ist bei uns erhältlich. Allerdings gilt, dass ein gesunder Lebensstil und viele Lebensstilfaktoren positiv auf den NO-Haushalt wirken:

  • Vitamin C (deshalb hat man es ja zusätzlich verabreicht)
  • Vitamin D
  • Folsäure
  • Zink
  • Taurin
  • Pflanzenstoffe
  • Bewegung
  • Sonne via UV-Licht
  • Niedrige Entzündungs- bzw. Oxidationswerte
  • Metabolische Gesundheit
  • Niedrigere Ferritinspiegel
  • usw.

Wenn aber die Arginin-Verfügbarkeit an sich nicht stimmt, wird es schwer. Wenn wir also gelinde gesagt ein Virus oder eine nicht ordentlich ausgeheilte Infektion haben, die uns konstant Arginin und damit NO wegknabbern, dann wirken auch prinzipiell NO-steigernde Lebensstilinterventionen nicht mehr gut. Eine Arginin-Ergänzung wäre dann ein guter Notnagel. Sie gilt nicht umsonst als quasi-essentielle Aminosäure.

Quelle: genetisches-maximum.de